Von Hatha zu fatfriendly Yoga: Meine persönliche Reise

Yoga begleitet mich mittlerweile schon seit mehr als 10 Jahren, mal mehr und mal weniger präsent. Zwischen intensiveren Phasen gab es immer auch mal wieder Phasen, in denen ich kaum praktiziert habe, in denen ich mich aber stark an den Empfindungen meiner allerersten Yoga-Berührungspunkte festhalten und davon zehren konnte. 

 Und wann immer mir jemand erzählt hat, dass er*sie kürzlich mit Yoga angefangen hat, kam mir von mir die prompte Antwort: „Yoga ist das Beste, was mir jemals passiert ist. Ich hoffe, es geht dir auch so.“

 

 

Erste zögerliche Schritte auf der Matte

Zum Yoga kam ich 2010/2011, als meine Tante völlig begeistert von ihren Erfahrungen berichtete und mich fragte, ob ich sie nicht einmal zu einer Stunde begleiten wollen würde.

Ich war damals „vorsichtig skeptisch“, denn es gab keine Möglichkeit einer Teststunde und ich musste mich, wenn ich dabei sein wollte, gleich für einen ganzen Kurs anmelden. Ich hatte aber Bedenken und Bilder im Kopf: Würde ich flexibel genug sein? Würde ich mit meinem dicken Bauch dort nicht sehr auffallen? Bestimmt würde mich alle anstarren und auslachen. Würde ich mich blamieren? Die vorauseilende Scham war recht groß – aber auch das Vertrauen in meine Tante, dass es sich um eine wirklich tolle Sache handeln musste, wenn sie so davon schwärmte. 

Also traute ich mich und begleitete sie. Und war gleich hin und weg. Ich kam in eine Yogagruppe, die sehr divers war, die Altersspanne reichte von Anfang 20 bis Ende 70/Anfang 80, im Kurs waren überwiegend Frauen aber auch einige Männer und es waren viele unterschiedliche Körperformen dabei – ich war nicht die einzige dicke Person im Raum, was mich schon einmal sehr erleichterte. 

Und auch die Lehrerin stellte sich als ein Segen heraus, sie hatte die Bedürfnisse aller Schüler*innen im Blick und bot Variationen an, wo immer es angebracht war. 

So kam ich also in Berührung mit Hatha Yoga und lernte den Stundenaufbau kennen, den ich heute noch in meinen eigenen Stunden pflege: Ankommen, Aufwärmen, Asanas (Körperhaltungen), ggf. Pranayama (Fokussierung auf den Atem) und Schlussentspannung/Meditation in Shavasana.

Ich freute mich jede Woche zum Kurs zu gehen, merkte mit der Zeit, wie ich geschmeidiger wurde, während gleichzeitig mein Anspruchsdenken nachließ und ich mich auf der Matte immer mehr auf mich konzentrieren konnte. Ich kam in eine immer tiefere Ruhe und je länger der Kurs dauerte, umso weiter konnte ich diese gewonnene Ruhe auch mit in die nächste Woche nehmen. 

Es war so beeindruckend zu spüren, wie ganzheitlich Yoga auf mich wirkte. Wie ich mich schlicht „gut“ und vor allem ruhig fühlte, denn Unruhe, Hektik und mein eigener extrem großer Leistungsanspruch (und sehr viele Ängste, wie ich erst später lernen sollte) begleiteten mich schon mein Leben lang. Also blieb ich dabei.

Nach einiger Zeit lernte ich auch, dass die körperlichen Unterschiede nicht allein von Gewicht und Körperform abhängen. Ich war im permanenten, direkten Austausch mit meiner Tante, die ich als sehr schlank, sportlich und gelenkig beschreiben würde. Wir stellten fest, dass viele der Haltungen, die für sie entspannt und entspannend waren, für mich unangenehm waren. Und dass es gleichzeitig Haltungen gab, die für sie anatomisch ohne Schmerzen nicht möglich waren, für mich aber leicht einzunehmen und eine Wohltat. Damals hatte ich einen ersten kleinen leuchtenden Moment von „Jeder Körper ist individuell und ein dicker Körper kann nicht weniger als ein dünner Körper.“ 

Ich hatte zu Yoga gefunden. Ich würde bleiben. Es würde das erste Bewegungsangebot werden, dass mich sehr lange begleiten würde. Und ich begann erst zu verstehen, dass es viel mehr als dieses Bewegungsangebot ist.

Yoga in stürmischen Zeiten

Ende 2012 begann eine Reihe von Umzügen und damit gab ich auch meine regelmäßige Teilnahme an besagtem Kurs auf. Ich arbeitete zu dieser Zeit schon seit Ende meines Erststudiums, was kurz vor meiner ersten Berührung mit Yoga lag, selbstständig als Texterin, sollte aber bald darauf schon merken, dass es Zeiten des Umbruchs waren. 

Im Frühjahr 2013 bekam ich heftige Probleme mit den Augen und konnte deshalb eine Weile lang nicht, bzw. in einem viel kleineren Umfang, schreiben. Mir wurde schmerzlich bewusst, wie sehr ich von einem regelmäßigen Einkommen abhängig war und wie hart es ist, als Selbstständige krank zu werden (wenn man nicht die passenden Vorkehrungen getroffen hat). Das war die Zeit in der ich wieder einmal begann, mich neu zu orientieren. Die Probleme mit meinen Augen bekam ich bald in den Griff – aber die Angst, mich nicht selbst dauerhaft versorgen zu können, blieb. Also kündigte ich meine Wohnung im Sommer 2013, zog wieder zu meinen Eltern und begann im Herbst mein Zweitstudium, zu dem ich vorerst parallel selbstständig weiter arbeitete. Ein anderthalbes Jahr später begann ich festangestellt und in Teilzeit an der Hochschule zu arbeiten (schon damals am Gleichstellungsbüro, wo ich auch noch heute arbeite), an der ich nun studierte und zog im Winter 2016 wieder um. 

Noch heute kommt es mir vor, als wären die 2,5 Jahre wie im Flug vergangen und jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke wundere ich mich, wie es sein kann, dass es doch eine so lange Zeitspanne war. Es folgten mehrere Umzüge in der gleichen Region, ein zweiter Bachelor 2017, ein Master 2018 – all das, während ich weiterhin an der Hochschule arbeitete. Zwei Tage nach der Präsentation meiner Masterarbeit fing ich an, in Vollzeit an der Hochschule zu arbeiten.

Die Jahre von 2013 bis 2018 waren so unglaublich intensiv. Ich hatte einen rigiden Rhythmus aus Arbeiten und Lernen, bin so oft über meine Grenzen gegangen – ohne es auch nur im Ansatz wahrzunehmen – und habe mich mehr als einmal am Rand absoluter Erschöpfung befunden. Kompensiert habe ich das über mehrere Jahre hinweg mit intensivem Kraftsport, der zwar zusätzlich Zeit und Leistung forderte, bei dem es mir aber immerhin gelang, auch einmal für eine Stunde meinen Kopf auszuschalten und mich vollständig auszupowern. Auspowern war das einzige womit ich es geschafft habe, auch einmal für eine kurze Weile in die Ruhe zu kommen. 

Wie wenig ich meine Grenzen zu dieser Zeit achtete und wie wenig ich von dem tat, was mir gut tat, zeigt der Umstand, dass ich im Frühling 2017 mit Pfeifferschem Drüsenfieber ins Krankenhaus kam. Ich habe mich eine Woche lang mit diesem Virus zum Studium und zur Arbeit geschleppt, Workshops unter Schweißausbrüchen geleitet, immense Schmerzen im ganzen Rumpf gehabt und mir kontinuierlich eingeredet, dass es nur ein leichter Infekt ist. Vielleicht ein verklemmter Wirbel. Dass das schon wieder von alleine wird. In der Zwischenzeit schwollen zig Lymphknoten in meinem Hals und Nacken auf Golfballgröße an. Der Höhepunkt war erreicht, als ich mich übergebend vor der Toilette zusammengebrochen bin. Ich habe es noch geschafft, meine Mutter anzurufen, die eine Stunde Anfahrt hatte, um mich abzuholen. Ich erinnere mich nicht mehr an die Zeit, zwischen Anruf und ihrer Ankunft. Sie war es dann, die mich postwendend zum Arzt schickte, weil meine Augäpfel und meine ganze Haut knallgelb geworden waren.

Der Doktor untersuchte mich und stellte fest: Leber immens geschwollen & entzündet (daher die Gelbfärbung – ich hatte eine Hepatitis, eine Leberentzündung, entwickelt), Milz so stark vergrößert, dass sie kurz vorm Reißen war. Sofort ins Krankenhaus. Dort stellte man nach einigen Untersuchungen (eine Geschichte für sich…) fest, dass die Organschwellungen eine Folge des Drüsenfiebers waren, das ich so lange zu ignorieren versucht hatte. Ich blieb eine Woche im Krankenhaus und hatte noch Monate mit Erschöpfung und immer wieder auftretenden, starken Infekten zu tun, darunter auch eine Lungenentzündung. 

Doch selbst an diesem Punkt konnte ich mir kaum Raum zur Ruhe geben, ich peitschte mich durch den Master und immer wieder selbst zu Höchstleistungen, bis ich schließlich im Sommer 2018 mit Bestnote abschloss. Zu welchem Preis eigentlich?

In diesen so krass intensiven fünf Jahren meines Zweitstudiums hat sich meine Yogapraxis komplett verändert – und war, zugegeben, auch oft sehr unregelmäßig. Zu Anfang zehrte ich noch von dem, was ich in meinem ersten Yogakurs gelernt hatte und habe viel aus dem Gedächtnis praktiziert. Ich habe die Asanas mit auf die Matte genommen, die ich immer am liebsten praktizierte. Für Stille und Meditation nahm ich mir in diesen Jahren selten die Zeit. 

Im Laufe der Zeit kamen dann mehr und mehr YouTube Videos hinzu, mit denen ich praktizierte – und meinen Fokus wiederum weiter auf die körperlichen Aspekte des Yoga legte. Mal machte ich entspannende Abfolgen, mal sehr kraftvolle – ich genoss es, dass das Angebot und die Abwechslung mit der Zeit immer größer wurden. 

Doch ich hatte keine feste Routine (mehr). Ich ging entweder dann auf die Matte, wenn mir Freund*innen immer mal wieder begeistert erzählten, dass sie nun Yoga machten. Ich bestärkte sie und sagte ihnen, wie sehr ich Yoga liebe, wie gut es mir immer getan hätte – und erinnerte mich damit auch immer selbst daran. Oder schlimmer: Ich ging erst dann auf die Matte, wenn ich keinen anderen Ausweg mehr wusste, wenn ich nicht mehr wusste, wohin sonst mit mir. Wenn ich überfordert war, mein Rücken schmerzte und ich mich nach Ruhe und Einkehr sehnte, auch wenn ich diesen Wunsch meist nicht einmal vor mir selbst so richtig eingestehen konnte. Manchmal praktizierte ich auch wochenlang gar nicht.

Auch wenn ich heute betrauere, dass ich in diesen herausfordernden Jahre keine regelmäßige Routine hatte, so sehr merke ich aber auch, dass Yoga immer ein Anker für mich war. Auch wenn ich mir wünsche, es wäre nicht so oft mein letzter Anker gewesen und dass ich stattdessen mehr Stabilität und Ruhe in mein unruhiges Seelenleben gebracht hätte, wenn ich mir mehr Zeit für mich (auf und abseits der Matte) genommen hätte – so blieb dennoch Yoga als für eine lange Zeit einzige Konstante, überhaupt etwas in Sachen Selbstfürsorge für mich zu tun.

Der Neuanfang – oder doch nicht?

Nach meinem Masterabschluss begann zumindest mein berufliches Leben in ruhigeren, konstanteren Bahnen zu verlaufen und es kehrte mehr Struktur in meine Tage. Privat sollten in den folgenden Jahren noch einige Krisen auf mich warten, mit denen ich aber anders umzugehen wissen würde – zum Beispiel würde ich dieses Mal frühzeitiger und regelmäßiger auf die Matte kommen, aber auch Therapie in Anspruch nehmen.

Nach meinem Abschluss waren zunächst Home-Workouts meine stetigen Begleiter, die ich mit Ausdauereinheiten kombinierte, meist auf dem Heimtrainer. Das wurde zu einer freudvollen Routine nach Feierabend. Und die Home-Workouts tauschte ich von nun an immer öfter und vor allem immer regelmäßiger gegen Yogavideos verschiedener Anbieter*innen ein. Bei den Videos spürte ich zweierlei Dinge: Erstens – ich liebte Yoga nach wie vor und zweitens – irgendwie fühlte ich mich nun doch wieder wie eine Anfängerin. Ich war mir unsicher: Mache ich das noch „richtig“? 

Gleichzeitig kehrten aber auch Atemübungen, Entspannung und Meditation langsam aber sicher zurück in meine Routine – und ich genoss es wieder in vollen Zügen. So beseelt von meiner Rückkehr zu einer regelmäßigen Routine beschloss ich, mich wieder vor Ort beim Yoga begleiten zu lassen und mich auch beim Aufbau und der Ausrichtung meiner Asanas unterstützen zu lassen.

Ich meldete mich für einen Kurs im Nachbarort an, telefonierte mit dem Lehrer, der mir sehr erfahren schien und freute mich darauf, wieder wöchentlich mit anderen Menschen gemeinsam auf die Matte zu kommen. Das war im Winter 2019/2020. Die Gruppe war mega nett und alle schwärmten von dem Lehrer. Dass ich die einzige dicke Person im Raum war, störte oder verunsicherte mich zu diesem Zeitpunkt erstmals in meinem Leben nicht.

Die Asanapraxis im Kurs gestaltete sich zunächst als herausfordernd,  aber ansprechend. Was mich wehmütig stimmte war jedoch, dass es keine angeleitete Endentspannung/-meditation – überhaupt wenig Raum für Ruhe – und kaum Pranayamaeinheiten (Fokussierung auf dem Atem) gab.

Das wäre ich vielleicht bereit gewesen hinzunehmen, schließlich konnte ich das ja auch Zuhause für mich praktizieren, wenngleich ich es in der Gruppe oft besonders genieße. Je öfter ich jedoch zu diesem Angebot ging, umso mehr störte mich allerdings, dass es keine Variationen gab. Es gab pro Haltung genau eine Ausführungsmöglichkeit – die „richtige“ -, die alle gleichermaßen ausführen sollten, unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen. Raum dafür, die Asana länger oder kürzer zu halten? Fehlanzeige. Pausen? Fehlanzeige. Nachspüren? Fehlanzeige. Das schien niemand zu stören, aber alle Anwesenden schienen auch von ähnlicher Konstitution zu sein: Schlank, athletisch und Yoga praktizierten sie „nur“ als „AddOn“ zu ihren sonstigen sportlichen Tätigkeiten, nicht aber als Stand Alone oder gar als spirituelle Praxis.

Statt der Aspekte, die ich mehr und mehr zu vermissen begann, gab es zwar Assists vom Yogalehrer – diese jedoch ungefragt. Er drückte und zog mich (und die anderen) also regelmäßig und ohne zu fragen tiefer in Positionen und richtete uns aus. Nicht ein einziges Mal habe ich gehört: „Ist das okay für dich?“ oder „Fühlt sich die Haltung so besser an oder war sie vorher besser?“ Das Ganze mündete letztlich in wochenlangen Schulterschmerzen, weil besagter Lehrer mich tiefer in eine Haltung bringen wollte, was für mich jedoch nicht möglich war. 

Ich konnte nichts sagen. Ich habe erst später bemerkt, wie unachtsam mit meinen Grenzen umgegangen wurde. Ich hätte sie auch nicht artikulieren können – aus Scham und Angst davor, nicht „mithalten“ zu können und war so an einen Punkt gelangt, an den ich eigentlich nicht mehr kommen wollte. 

Es wurde Frühjahr 2020 und die Pandemie kam – zunächst praktizierte ich mit besagtem Lehrer noch für wenige Wochen über Videos, die er uns einmal pro Woche zur Verfügung stellte, bald wurde mir jedoch immer bewusster, was an seiner Herangehensweise für mich alles nicht passte und ich kündigte meine Mitgliedschaft resigniert.

Jetzt aber!

Parallel zu meiner inneren Verabschiedung von erwähntem Yogalehrer und seinem Angebot bat ich meine liebe Freundin Sarah, die auch meine Tätowiererin sowie Yogalehrerin ist, aber ca. eine Stunde Autofahrt entfernt wohnt, mir eine 40tägige Yogaroutine zu erstellen. Ich wollte Yoga nach wie vor Regelmäßigkeit und einen festen Platz in meinem Leben einräumen – ich wollte mich aber auch dabei begleiten lassen.

Also erstellte mir Sarah eine solche Routine, bestehend aus Asanas, Pranayama und einer Meditation. Genau diese Abfolge aus exakt den gleichen Elementen wiederholte ich 40 Tage lang am Stück, jeden einzelnen Tag, 20-30 Minuten lang. Parallel begleitete mich Sarah, gab mir Tipps, war mir Ansprech- und Austauschpartnerin für Fragen, Beobachtungen, Entwicklungen, Irritationen. Wie sehr ich diese 40 Tage im Frühsommer 2020 genossen habe. Und wie befreiend es war zu erfahren, dass eine gute Yogabegleitung nicht räumlich gebunden sein muss.

Aufgrund der pandemischen Umstände begann Sarah bald darauf auch, online zu unterrichten, so dass ich ihren Yogaunterricht nun auch besuchen konnte, ohne dafür mindestens 2 Stunden im Auto zu sitzen. Und auch hier wieder: Es war ein Segen, begleitet zu sein, eine Routine gemeinsam mit anderen mit der eigenen, privaten Routine verknüpfen zu können. Und es war ein absoluter Segen, auch wieder in den absoluten Genuss von angeleiteten Pranayama-, Entspannungs- und Meditationseinheiten zu kommen. 

Irgendwann in dieser Zeit, mittlerweile Ende 2020/Anfang 2021, hat Sarah zwei entscheidende Dinge zu mir gesagt:

  1. „Guck dir mal Sophie’s Safe Space bei Instagram an. Sophie ist so toll. Ihr Angebot wird dir sicher gefallen.“
  2. „Irgendwann wirst du auch noch eine Yogaausbildung machen.“ (Meine Antwort damals: Ja, irgendwann mache ich das…“)

Und beides sollten Schlüsselsätze für die kommende Entwicklung werden. Ich sah mir Sophies Profil an und war begeistert. Das war das allererste Mal, dass ich eine Person mit meiner Körperform sah, die explizit fatfriendly Yoga unterrichtete. Und ihr Unterricht hielt, was ihr Name verspricht: Es war – und ist – ein absolut sicherer Raum. Ich konnte entscheiden, ob ich die Kamera an- oder ausschalte, ich konnte variieren, ich konnte pausieren und ich war mit meinem dicken Bauch, meinen dicken Beinen und meinem dicken Po sicher. 

Im Sommer 2021 (!) traute ich mich zum ersten (und nicht zum letzten) Mal, mit Top und Shorts in eine Yogastunde zu gehen. Und danach raus. In einem Kleid ins Büro. In Shorts zum Einkaufen. 

Es waren bis dahin zwei Dinge geschehen: Ich hatte meine feste Yogaroutine so etabliert, wie ich es mir gewünscht hatte – in Gruppen und unter sicherer, liebevoller Anleitung von Sarah und Sophie – und ich war ein gutes Stück weiter mit dem Unterfangen gekommen, Frieden mit meinem Körper zu schließen. Ich strahle und könnte weinen, während ich das hier schreibe. 

Parallel zu meinen regelmäßigen Yogakursbesuchen bei Sarah und Sophie fasste ich sehr schnell einen Entschluss: Ich mache die Yogaausbildung nicht irgendwann, sondern jetzt. Zu sehen und zu wissen, dass ich nicht die einzige dicke Yogalehrerin sein würde, gab mir so viel Kraft und Entschlossenheit. Mittlerweile weiß ich, dass es glücklicherweise viele dicke Yogalehrerinnen gibt – und hoffe, dass es noch viele, viele mehr werden. 

Ich recherchierte und fand (es war immer noch/mal wieder Lockdown) ein Online-Ausbildungsangebot. Die Ausbilderin erwähnte fast nebenbei, dass Yoga keine Frage der Körperform ist – und damit hatte sie mich. Bis zum Frühsommer 2021 absolvierte ich meine Yoga Grundausbildung (200h, Hathayoga) und schloss eine Yin-Yogaausbildung an. Am Ende der Ausbildung war dann auch klar: Das habe ich nicht ausschließlich für mich getan – ich werde unterrichten. 

Im September startete ich mit meinem Online Plus Size Yoga Angebot bei der hiesigen VHS, nach dem ersten Kurs bot ich weitere Einzelstunden online an. Zum Jahresende nahm ich Kontakt mit ebenjener Sophie auf, die mich so sehr inspirierte, meinen Yogaweg weiter zu gehen – und seit Januar 2022 bin ich Teil ihres Teams und unterrichte bei Sophie’s Safe Space das Yoga, das ich selbst praktizieren möchte: 

Mit vielen Variationen, mit viel Raum, sich selbst zu erfahren und die eigenen Grenzen auszuloten, mit der Sicherheit, Pause machen zu können, wann immer es nötig ist oder man Lust dazu hat, mit viel Liebe, Hingabe, Mitgefühl und dem Anspruch, Sicherheit zu bieten. 

Ich bin sehr dankbar für die Reise mit all ihren Höhen und Tiefen und über alle Maßen glücklich, gerade an diesem Punkt zu sein. Ich kann es kaum erwarten, noch mehr Yoga in die Welt zu tragen.